Auf dem 12. Internationalen Waldkunstpfad vom 24. August bis 6. Oktober geht es um das Thema Wasser
– 24 Künstler*innen aus 14 Ländern und Deutschland widmen sich dem Leitmotiv aus unterschiedlichen Perspektiven – Ausstellungen im Forstrevier Böllenfalltor, an der Grube Messel und auf der Rosenhöhe – Sonntags Workshops für Familien – Öffentliche Führungen an den Wochenenden – Schirmherr ist Oberbürgermeister Hanno Benz
Darmstadt, 22. August 2024. Am Samstag fällt um 15 Uhr am Infostand der Startschuss: Beim 12. Internationalen Waldkunstpfad im Forstrevier Böllenfalltor sowie in der Grube Messel und auf der Rosenhöhe präsentieren ab 24. August bis 6. Oktober 24 Künstler*innen aus 14 Ländern und Deutschland insgesamt 32 Installationen, Skulpturen und Projekte zum diesjährigen Leitthema Kunst Natur Wasser
. Kuratorin Ute Ritschel begründet den thematischen Dreiklang mit dem Wassermangel, der infolge des Klimawandels der Natur besonders stark zusetze und ein neues politisches und gesellschaftliches Nachdenken ausgelöst habe. Dies wolle der Waldkunstpfad in ästhetischen Formen zum Ausdruck bringen
. Ritschel: Fluide Kunst kann eine Chance zur Bewusstmachung des Wasserproblems sein.
Während der sechswöchigen Laufzeit der Biennale ist an den Wochenenden, Samstag und Sonntag, von 14 bis 18 Uhr der Infostand im Forstrevier (Eingang stadtauswärts hinter dem Polizeipräsidium, erste Kreuzung nach dem Waldparkplatz) Dreh- und Angelpunkt des Geschehens. Hier beginnen um 15 Uhr die öffentlichen Führungen (8 Euro pro Person), außerdem können sich Spaziergänger mit Kaffee und Kuchen stärken, Waldkunsthonig kaufen, und auch eine Broschüre mit Lageplan und Werkbeschreibungen ist hier erhältlich. Die erzielten Einnahmen tragen zur Finanzierung des Waldkunstpfades bei. Als Naherholungszone ist der Forst frei zugänglich, und so kostet auch der individuelle Kunstgenuss keinen Eintritt. Besondere Akzente setzen vielfältige Aktionen, darunter Konzerte, Performances und an den Sonntagen während der Laufzeit von 14 bis 17 Uhr die beliebten, kostenlosen Workshops für Familien am Kinderbauwagen (zweite Kreuzung nach dem Waldparkplatz). Veranstalter des Internationalen Waldkunstpfades ist der Verein für Internationale Waldkunst e. V. Die Schirmherrschaft hat Darmstadts Oberbürgermeister Hanno Benz übernommen.
Waldkunst im Wald
Auf dem gut zwei Kilometer langen Rundweg im Forstrevier ab und bis Infostand einschließlich Abstecher zum Goetheteich treffen Waldspaziergänger auf 17 ganz unterschiedliche Exponate. Um nur einige Beispiele herauszugreifen: Unterhalb des mysthischen Kunstwerks Luftschloss
von Anne Berlit aus dem Jahr 2012, zwischen Kinderbauwagen und einem ausgetrockneten Bachlauf, bringen Regen und Wind, aber auch Waldbesucher*innen die Klangkörper der Installation Soundwave
von Volker Staub (Deutschland) zum Schwingen. Die dabei erzeugten Geräusche stehen für den Künstler in enger Verbindung zum Wasser, das – so seine Beschreibung – in ähnlich unvorhersehbarer Weise fließend seine Form verändert, vom Himmel fällt, Bodensenken ausfüllt oder langsam versiegt
.
Jordi N.N. (Spanien) ließ sich für sein Objekt Perpetual Flow
von der ätherischen Schönheit des Wasserkreislaufs
inspirieren und fordert den Betrachter auf, die Rolle des Wassers aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Das imposante dreidimensionale Werk aus ineinander verschränkten Ästen, zu finden gegenüber vom beliebten Kunstwerk Wald-U-Boot
, strahlt Ruhe aus und lädt zum Meditieren ein.
Kim Rathnau (Deutschland) überträgt mit weißer Farbe das Korallensterben der Meere auf den Wald und nennt ihre Installation Forest Bleaching
. Lua Rivera (Mexiko/Taiwan) stellt sich in ihrer flächigen Installation Drop Cycle
vor, dass Wassertropfen in den Himmel und damit an ihren Herkunfstsort zurückfließen. Auch bei der Installation Rain Altar
von Reka Szabo (Ungarn/Italien) geht es um Wassertropfen, in diesem Fall einem einzigen, überlebensgroß und aus zwei Teilen bestehend, den der Mensch durchschreiten kann.
Hinter jedem Kunstwerk steckt eine originelle Idee. Das gilt auch für die Installationen, Skulpturen und Projekte von Nina Bendzko Drifters
, Enrico Bischoff Der zweite Regen
, Regina Frank Heart Rock River
(alle Deutschland), Helina Hukkataival (Finnland) Ice melts on the path, watered roots take hold
, Stefano Devoti (Italien) Rain Mill
, Lee Kuei-Chi (Taiwan) Breathing Tree
, Sabine Maier (Österreich) Waserhörbänke
, Amarsaikhan Namsraijav (Mongolei), Water and Migration
, Na Omi Judy Shintani (USA) Oyster Purivying Mandala
und Aarti Zaveri (Indien) Dew Catcher (Inverted Tree)
. Sebastian Weissgerber (Deutschland) ist mit Wasserverköstigungen
dabei, Torsten Schäfer (Deutschland) stellt mit Studierenden der Hochschule Darmstadt am Goetheteich das Projekt Junges Nature Writing
vor.
Der Digitale Wald
Nicht im Wald, sondern weitgehend im geschlossenen Raum des Atelierhauses im Ludwig-Engel-Weg 1 (LEW1) auf der Rosenhöhe, Sitz des Vereins Kultur einer Digitalstadt e. V., setzt sich der Digitale Wald
in elf Beiträgen mit zumeist transformatorischen Prozessen auseinander. Mohamed Hesham Amer (Ägypten/Deutschland) benutzt eine VR-Brille zur Verdeutlichung seiner Themen Water Lines
und Trash Attack
, indem er auf die drohende Vermüllung eines im Video paradiesisch anmutenden Sandstrandes aufmerksam macht. Enrico Bischoff (Deutschland) stattet für seine Brunnenbibliothek Dresden
die Besucher mit Kopfhörern aus und lässt sie am ganz unterschiedlichen Plätschern von 39 Brunnen der Elbemetropole teilhaben. Ebenfalls dabei: Funda Zeynep Aygüler (Türkei/Deutschland) mit If a Tree falls in a Forest
, Nina Bendzko (Deutschland) geht es bei Drifters
um Plankton als Basis für Leben im Meer, Lukas Einsele (Deutschland), Co-Kurator des Digitalen Waldes
, macht mit Drive Scan – The Pond
wassergefüllte Bombenkrater aus dem Zweiten Weltkrieg sichtbar. Swaantje Güntzel (Deutschland) steuert This Glacier was very blue
und Aplastic_Q
bei. Helina Hukkataival (Finnland) erinnert sich in Remember the Pond
an frühere Begebenheiten zum Thema Wasser. Sabine Maier (Österreich) lädt im Außengelände auf einer weiteren Wasserhörbank
ein, via QR-Code Interviews mit Experten über das nasse Element zu lauschen. Graskünstler Thomas May (Deutschland) bleibt mit Foggygrassball
seinem Sujet treu, Imaginäre Wasserlandschaften
lassen Makiko Nishikaze und Nikolaus Heyduck (Japan/Deutschland) entstehen. Aaarti Zaveri (Indien) steuert mit Bicycle of the Ski/Limited
, Purgatorio at Varanasi
und Spoonful of Water
gleich drei digitale Werke bei. Nach dem Start 2022 in der Schader-Galerie (Goethestraße 2) findet der Digitale Wald
jetzt erstmals im LEW1 statt. Die beiden Kuratoren sehen darin ein Experimentallabor mit ganz unterschiedlichen Formaten zum Thema Wasser und Digitalität
. Diese Ausstellung haben Ute Ritschel und Lukas Einsele bereits am 17. August eröffnet. Bis 22. September kann sie Freitag, Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr besucht werden.
An der Grube Messel
Zu den sechs bereits vorhandenen Waldkunstexponaten in der Grube Messel – als Location zum dritten Mal in die Biennale einbezogen – kommen in diesem Jahr zwei neue hinzu: eine weitere Wasserhörbank
der Österreicherin Sabine Maier und Nina Bendzkos Algenprojekt Drifters
. Passend zum Ort lautet hier das Thema Kunst Wald Fossil
. Eröffnet wurde dieser Teil der Biennale bereits am 18. August im Rahmen des Grubenfestes in der Grube Messel. Die Kunstwerke sind während der Öffnungszeiten der Grube frei zugänglich.
Partizipationsprojekte: Teilhaben und Mitmachen
Ein Teil der Kunstwerke lädt in den Rubriken Citizen Art und Citizen Science
. zum Mitmachen und Dabeisein ein. Darunter sind zwei Gespräche an der Wasserhörbank
im Forstrevier mit der Gewässerökologin PD Dr. H. Zimmermann-Timm (24. August, 16.30 Uhr) und dem Philosophen Dr. Gösta Gantner (21. September, 13 Uhr), drei Wasserverkostungen
mit Sebastian Weissgerber (29. August, 15 Uhr in Messel, 6. September im LEW1 und 7. September im Wald, jeweils um 14 Uhr), zwei Workshops zu Wasser und Kunst mit den Geopark Rangern (14. September, 14.30 und 17 Uhr), die Betrachtung Kunst der Wahrnehmung – Wahrnehmung der Kunst
mit dem Neurologen/Hirnforscher und Ersten Vorsitzenden des Waldkunstvereins Dr. Peter Schüler (15. September, 14 Uhr), Junges Nature Writing
mit Studierenden der Hochschule Darmstadt unter der Leitung von Dr. Torsten Schäfer (28. September) sowie weitere Workshops mit Künstler*innen an ihren Kunstwerken.
In der Broschüre zum 12. Internationalen Waldkunstpfad erläutert Kuratorin Ritschel die Bedeutung dieser Aktionen zwischen Wissenschaft und Kunst: Durch die Einladung zur Interaktion und in partizipativen Strukturen kann sich das Publikum an kreativen Prozessen und der künstlerischen Feldforschung beteiligen.
Sabine Maier repräsentiert die Rubrik KunstTREFFpunkt 2024. An ihren insgesamt sieben Wasserhörbänken
im Forst, an der Grube und auf der Rosenhöhe kann man ihren Interviews mit 14 Wasser-Expert*innen folgen. Auf tropfenförmigen kleinen Holzplattformen sitzend, lauscht man mittels QR-Code unter anderem der Geologin und Geschäftsführerin des UNESCO Global Geoparks Bergstraße-Odenwald, Dr. Jutta Weber, der Gewässerökologin PD Dr. Heike Zimmermann-Timm, Dr. Volker Koch, Director Corporate Sustainability der Merckgroup, und ebenso dem Geschäftsführer von Regionalpark RheinMain Dr. Kjell Schmidt, dem Geologen/Paläontologen und Geschäftstsführer des UNESCO Welterbes Grube Messel Philipe Havlik, der Journalistin Elisabeth Weydt, schließlich Professor Dr. Torsten Wappler vom Hessischen Landesmuseum Darmstadt, Dr. Julia Klinger von der Entega AG und weiteren Experten aus Deutschland und Sabine Maiers österreichischer Heimat.
Symposium und Mittwochsforen
Wie sind die Exponate entstanden? Das ist schnell erklärt. Bereits drei Wochen vor der Eröffnung des Waldkunstpfades reisten die Künstler*innen zum Symposium
an, manche sogar früher, und machten sich im Wald an die Arbeit. Beim Hämmern, Sägen, Nageln, Zusammenfügen und Schleppen der oft aufwändigen und technisch raffinierten Exponate unterstützten Mitglieder des Waldkunstvereins, technische Helfer*innen und Praktikant*innen. Highlights während des Symposium waren die drei Mittwochsforen im Internationale Waldkunstzentrum IWZ, dem Sitz des Waldkunstvereins in der Ludwigshöhstraße 137. Am 7., 14. und 21. August stellten sich dort um 20 Uhr die beteiligten Künstler*innen vor, zeigten via Powerpoint ausgewählte Werke und luden das Publikum zum Gedankenaustausch ein.
Es wird gefeiert
Der letzte Tag der Biennale, 6. Oktober, fällt zusammen mit einem Jubiläumsfest im Internationalen Waldkunstzentrum IWZ (Ludwigshöhstraße 137). Dort feiert der Verein für Internationale Waldkunst das 15-jährige Bestehen des Vereinsdomizils gegenüber dem Neubaugebiet Ludwigshöhviertel im Stadtteil Bessungen. Seit seiner Eröffnung am 3. Oktober 2009 fanden hier Ausstellungen, Waldkunstflohmärkte, das Global Nomadic Art Projekt, Performances, Konzerte, Vorträge und Mittwochsforen, Workshops und Künstlerfeste statt
, fächert Ute Ritschel die belebte IWZ-Geschichte auf. In dem weitläufigen, verwunschen wirkenden Gelände gibt es ein Hauptgebäude mit den Büroräumen, verschiedene Nebengebäude, die zum Teil als Werkstatt dienen, diverse Zelte und viel Kunst. Montag bis Donnerstag von 9 bis 14 Uhr und Freitag von 9 bis 13 Uhr sind Besucher willkommen.
Hintergrund
Der Internationale Waldkunstpfad in Darmstadt wurde 2002 ins Leben gerufen. Bisher haben 221 Künstler*innen aus 45 Ländern 369 Kunstwerke für die 17 Waldkunstpfade in Darmstadt sowie in den USA, in China und Österreich geschaffen. Im Jahr 2022 zählte die weltweit beachtete Biennale ca. 30.000 Besucher*innen während der Laufzeit und 130.000 bis 150.000 Besucher*innen im ganzen Jahr. Annähernd 200 Führungen, Workshops, Veranstaltungen fanden statt, an denen sich mehr als 15.000 Besucher*innen auf dem Waldkunstpfad und im Waldkunstzentrum beteiligten. Aus den vergangenen Jahren sind noch 35 Kunstwerke im Forstrevier Böllenfalltor erhalten.
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